Die ganze Welt ist voller Geschichten

Sie hängen überall in den Bäumen, träumen in den Wolken oder schlafen tief am Meeresgrund. Kinder finden den Weg zu ihnen meist ganz leicht, nur wir Erwachsenen müssen erst wieder staunen lernen und an Wunder glauben. Aber wenn solche Menschen zusammenkommen, dann kann es sein, dass irgendwo in der Welt ein Märchen erwacht und wie ein Vogel in ihre Mitte fliegt. Dann darf man es ans Herz nehmen und von da heraus erzählen.

Was ich euch erzähle? Geschichten, Gedichte, Lieder, Weisheitsvolles, Lustiges, Nachdenkliches, Bekanntes und Unbekanntes, Gestriges, Heutiges und Zukünftiges, aus allen Winkeln der Erde – auch aus jenen, die sich gleich hinter meinem Haus befinden, denn dort geschehen manchmal tatsächlich die allermerkwürdigsten Dinge!


Wo du erzählst, wird Himmel.
(Else Lasker-Schüler, „An Senna Hoy“)
Wo immer jemand erzählt, aus vollem Herzen erzählt, aus tiefer Berührtheit erzählt, „wird Himmel“. Auch die Brüder Grimm kannten diesen himmlischen Aspekt: „Die Märchen nähren unmittelbar wie die Milch, mild und lieblich, oder wie Honig, süß und sättigend, ohne irdische Schwere.“

Aber sie nähren nur dann, wenn ich mich mit ihnen verbinden kann. Wenn das Märchen mit seinen Bildern und Anliegen durch mich hindurchfließt, in mir selbst Realität wird und sich auszuwirken beginnt.

O glaub, dass Wunder dir geschehn!
-(Rainer Maria Rilke)

-Wer Märchen erzählt, weiß immer auch von Wundern zu berichten. Denn diese sind geradezu ein Merkmal, ein Erkennungszeichen von Märchen. Vielleicht hören wir sie ja deshalb so gerne, weil es im Märchen keine Grenzen gibt, es ist nach allen Seiten hin offen, nichts ist unmöglich. Das Außergewöhnliche scheint geradezu selbstverständlich, es wiegt nicht mehr, als das Alltägliche. Das Wunder vollzieht sich meist unspektakulär, wenn es eben an der Zeit ist: Im rechten Moment geht ein steinernes Tor auf, ist ein geheimnisvoller Retter zur Stelle, wird eine böse Figur verbannt oder regnet es Gold vom Himmel.

Wunder geschehen – im Märchen wie im Leben. Oder gibt es einen Menschen, der reinen Gewissens behaupten könnte, dass ihm nicht auch schon Wunderbares widerfahren wäre? Und so führt uns das Märchen in alte Zeiten, in ferne Länder, in fremde Zusammenhänge – aber gleichzeitig immer auch tief in die Wunderwelt des eigenen Lebens.

Man wird wieder
aus Himmel und Sternen Bilder machen
und die Spinnweben alter Märchen
auf offene Wunden legen.
(Christian Morgenstern)

Nicht nur Christian Morgenstern, auch Novalis, Goethe, die Brüder Grimm und viele andere wussten um die heilbringende Wirkung von Märchen. Auch selbst erlebe ich immer wieder beim Spielen oder Erzählen von Märchen, dass sich beim Zuhörer Spannungen lösen, die Menschen ruhig werden, zu sich selber kommen, dass Alltagssorgen verfliegen und der Blick für das Schöne, für das Wunderbare frei wird. Manch schwerer Rucksack wird dann einfach unter dem Stuhl vergessen!

Übrigens: Märchen und Märchenerzählen, ebenso wie das Puppenspiel, gehören zum immateriellen Weltkulturerbe und stehen in diesem Zusammenhang unter dem Schutz der UNESCO.

Oh Schwester,
wer deinen Geschichten lauscht,
gerät in einen Zauberbann.
(Aus 1001 Nacht)

Als Erzählerin muss ich meine Geschichten lieben, ihre Helden und Gegenspieler, ihre Landschaften, Stimmungen, ihre offenbaren und verborgenen Botschaften, ihre Geheimnisse. Dann finden sie ihren Weg nicht nur von Mund zu Ohr, sondern von Herz zu Herz und entfalten da ihren Zauber. Es ist Liebe, die mich zum Erzählen drängt. Auch die Liebe zu meinem Publikum.

Erzählstunden:
  • Erzählreihe „Märchen aus aller Welt“, Minimundus, Klagenfurt
  • „Geschichten auf dem fliegenden Teppich“, Buchhandlung Heyn, Klagenfurt
  • „Vom Troll, der ein Mensch werden wollte“, Adventbasar Waldorfschule Klagenfurt und Frauenbusinesscenter, Klagenfurt
  • „Gartengeschichten“, Sommerfest Waldorfschule Klagenfurt
  • Erzähl- und Vorlesestunden in Kärntner Volks- und Hauptschulen
  • „Licht in dunkler Zeit“, Winter- und Weihnachtsmärchen, SOS-Kinderdorf Moosburg/Kärnten
  • „Erinnert ihr euch noch?“, Märchen aus Kindertagen, Altersheim Harbach, Klagenfurt
  • „Tatsächlich Liebe“, Villa Lotta, Klagenfurt
  • Jüdische Lesung, Europahaus Klagenfurt
  • „Der Tod in Bagdad“ und andere Geschichten über den Tod, Spittal/Drau